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Im vorigen Kapitel, Wie eine LilyPond-Datei funktioniert,
wurde die allgemeine Struktur einer LilyPond-Quelldatei
beschrieben. Aber anscheinend haben wir die wichtigste
Frage ausgelassen, nämlich wie man herausfindet, was nach
dem \score
geschrieben werden soll.
In Wirklichkeit ist das aber gar kein Geheimnis. Diese Zeile ist die Antwort:
Eine Partitur fängt immer mit \score
an, gefolgt
von einem einzelnen musikalischen Ausdruck.
Vielleicht wollen Sie noch einmal Musikalische Ausdrücke erklärt überfliegen. In diesem Kapitel wurde gezeigt, wie sich große musikalische Ausdrücke aus kleinen Teilen zusammensetzen. Noten können zu Akkorden verbunden werden usw. Jetzt gehen wir aber in die andere Richtung und betrachten, wie sich ein großer musikalischer Ausdruck zerlegen lässt.
\score { { % diese Klammer startet den großen mus. Ausdruck \new GrandStaff << hier eine ganze Wagner-Oper einfügen >> } % diese Klammer beendet den Ausdruck \layout { } }
Eine Wagner-Oper ist mindestens doppelt so lang wie dieses Handbuch,
beschränken wir uns also auf einen Sänger und Klavier. Wir brauchen
keine Orchesterpartitur (GrandStaff
) dafür, darum lassen wir
den Befehl weg. Wir brauchen aber einen Sänger und ein Klavier.
\score { { << \new Staff = "Sänger" << >> \new PianoStaff = Klavier << >> >> } \layout { } }
Zur Erinnerung: mit <<
und >>
werden Noten gleichzeitig
gesetzt; wir wollen ja auch Klavier- und Sängerstimme gleichzeitig
haben.
\score { { << \new Staff = "Sänger" << \new Voice = "vocal" { } >> \new Lyrics \lyricsto vocal \new Lyrics { } \new PianoStaff = "piano" << \new Staff = "upper" { } \new Staff = "lower" { } >> >> } \layout { } }
Jetzt haben wir viel mehr Details. Wir haben ein System (engl. staff)
für einen Sänger, in dem sich wieder eine Stimme (engl. voice)
befindet. Voice
bedeutet für LilyPond eine Stimme (sowohl
gesungen als auch gespielt) und evtl. zusätzlich einen Text. Zusätzlich
werden zwei Notensysteme für das Klavier mit dem Befehl \new
PianoStaff
gesetzt. PianoStaff
bezeichnet die Piano-Umgebung (etwa
durchgehende Taktstriche und die geschweifte Klammer am Anfang), in der
dann wiederum zwei eigene Systeme ("upper" für die rechte Hand und
"lower"
für die linke) erstellt werden.
Jetzt könnte man in diese Umgebung Noten einfügen. Innerhalb der
geschweiften
Klammern neben \new Voice = vocal
könnte man
\relative c'' { a4 b c d }
schreiben. Aber wenn man seine Datei so direkt schreibt, wird
der \score
-Abschnitt sehr lang und es wird ziemlich schwer zu
verstehen, wie alles zusammenhängt. Darum bietet es sich an, Bezeichner
(oder Variablen) zu verwenden.
melodie = { } text = { } upper = { } lower = { } \score { { << \new Staff = "Sänger" << \new Voice = "vocal" { \melodie } >> \new Lyrics \lyricsto vocal \new Lyrics { \text } \new PianoStaff = "piano" << \new Staff = "upper" { \upper } \new Staff = "lower" { \lower } >> >> } \layout { } }
Nochmal: der Bezeichner kann aller möglicher Text sein. Die Einschränkungen sind in Die Dateistruktur genau aufgelistet.
Beim Schreiben (oder Lesen) einer \score
-Umgebung
sollte man langsam und sorgfältig vorgehen. Am besten fängt
man mit dem größten Gebilde an und definiert dann die darin
enthaltenen kleineren der Reihe nach. Es hilft auch, sehr
genau mit den Einzügen zu sein, so dass jede Zeile, die
der gleichen Ebene angehört, wirklich horizontal an der
gleichen Stelle beginnt.
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